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Wissens-ABC

Der weltweit nachlassenden konjunkturellen Dynamik können sich auch Handwerksbetriebe nicht dauerhaft entziehen. Kommen dann noch weitere Faktoren, wie zum Beispiel Fachkräftemangel oder Pandemie dazu, stoßen Unternehmen an ihre Grenzen. Daher gilt es, mögliche Schwachstellen im Unternehmen rechtzeitig zu erkennen und frühzeitig geeignete Maßnahmen zu ergreifen, um die Zukunft des Unternehmens aktiv gestalten zu können.

Unternehmensprofil schärfen

Unternehmerinnen und Unternehmer sind es gewohnt, vorausschauend zu denken und zu handeln. In Zeiten der Hochkonjunktur kann dies unter Umständen etwas vernachlässigt werden. Diese Versäumnisse fallen dann wieder auf, wenn sich die Wirtschaftslage etwas eintrübt, Mitarbeitende ausfallen oder wenn seitens des Staates massiv in wirtschaftliche Abläufe eingegriffen wird. Dann gilt es, Warnsignale früh zu erkennen und ihnen entgegenzuwirken, damit es nicht zu einer tiefergreifenden Krisensituation kommt. Im Krisenverlauf wird zwischen drei Phasen unterschieden:

  1. Der strategischen Krise in der Früherkennungsphase,
  2. der Erfolgs- oder Ertragskrise in der Späterkennungsphase
  3. und der Liquiditätskrise in der kritischen Phase.

Häufig werden die Signale einer strategischen Krise zwar erkannt, ihnen aber nicht die Bedeutung zugemessen, die sie haben sollten. Dies führt dazu, dass Handwerksbetriebe häufig erst aktiv werden, wenn Umsatz und Ertrag stark rückläufig sind oder bereits erste Zahlungsschwierigkeiten bestehen. Je früher Unternehmerinnen und Unternehmer kritische Faktoren erkennen und diese angehen, desto größer sind ihre Chancen eine ernstzunehmende Krisensituation zu vermeiden und den Betrieb mittelfristig gut aufzustellen.

Wo steht Ihr Unternehmen?

Die strategische Krise ist eine Vorstufe, in der unter Umständen keine oder falsche Entscheidungen in Bezug auf die Strategie des Unternehmens, auf Investitionen, auf technologische Entwicklungen und auf das Marketing-Portfolio gefällt werden. Dies äußert sich häufig in einer Verschlechterung der Wettbewerbsfähigkeit, in der sinkenden Qualität von Produkten und Dienstleistungen sowie Problemen im Personalmanagement.

In dieser Phase können notwendige Veränderungen noch ohne großen Zeitdruck und mit dem nötigen finanziellen Unterbau geplant und umgesetzt werden. Es wird eine Marktanalyse durchgeführt, die Marketing- und Werbemaßnahmen werden überprüft, ein Strategie-Check wird durchgeführt, die Personalstruktur wird analysiert, neue Märkte erschlossen und neue Produkte und Dienstleistungen werden entwickelt und angeboten.

Warnsignale rechtzeitig erkennen

Die Erfolgs- oder Ertragskrise resultiert aus einer nicht erkannten oder nicht angegangenen strategischen Krise. Die Nachfragesituation und die Auftragslage verschlechtern sich, die Umsätze gehen zurück, die internen Kontrollmechanismen geraten ins Schwanken, Preise können nicht mehr durchgesetzt werden, Deckungsbeiträge sind rückläufig. In dieser Phase treten die Warnsignale deutlich hervor: Die Gewinne sind rückläufig, erste Verluste stellen sich ein, finanzielle Reserven werden aufgebraucht und die Eigenkapitalquote nimmt ab.

Jetzt muss sowohl im Strategiebereich als auch beim Controlling schnell gehandelt werden, um Schlimmeres zu vermeiden. Eine Liquiditätsplanung sollte erstellt, die Finanzierungsstruktur überprüft und die Kalkulationsgrundlagen aktualisiert werden. Unternehmerinnen und Unternehmer sollten die Kennzahlen der Jahresabschlüsse erkennen und analysieren, Preisanpassungen und Kosteneinsparpotenziale prüfen sowie das Mahnwesen effizient gestalten.

Mit dem Rücken an der Wand

Bei der Liquiditätskrise stehen Unternehmerinnen und Unternehmer mit dem Rücken an der Wand. Aufgrund finanzieller Schwierigkeiten, unübersichtlicher Finanzierungsstrukturen und zu wenig Eigenkapital haben Betriebsinhabende nun kaum Handlungsspielraum. Jetzt gilt es in erster Linie, die Zahlungsfähigkeit sicherzustellen und eine Insolvenz zu vermeiden, um in naher Zukunft aktiv neue Wege beschreiten zu können. Dafür müssen ein Liquiditätsstatus erstellt und offene Forderungen eingetrieben werden. Gespräche mit den Kreditgebenden sollten geführt und Vereinbarungen zur Bezahlung getroffen werden.

Unternehmerisch wirtschaften setzt also voraus, dass das Unternehmen strategisch, zukunftssicher aufgestellt ist (das heißt, dass es sich flexibel auf Marktveränderungen einstellen kann), dass finanzielle Handlungsspielräume genutzt werden können und interne Abläufe und Gegebenheiten funktionieren. Dann kann eine Krisensituation besser verkraftet oder sogar vermieden werden.

Text: Handwerkskammer Region Stuttgart

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