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Thema des Monats

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Warum ist Kommunikation bei der Nachfolge so wichtig?

Die Nachfolge in Familienunternehmen bringt zahlreiche Herausforderungen mit sich, die weit über rechtliche und finanzielle Aspekte hinausgehen. Unterschiedliche Erwartungen und Bedürfnisse treffen aufeinander – nicht nur zwischen den Übergebenden und Übernehmenden, sondern auch innerhalb der Familie und im Kreis der Mitarbeitenden.

Dieser Prozess ist oft von Emotionen geprägt, in dem Unsicherheiten, Ängste und Wünsche offen angesprochen werden müssen. Kommunikation spielt dabei eine entscheidende Rolle: Sie schafft Klarheit, baut Vertrauen auf und hilft, Missverständnisse oder Konflikte frühzeitig zu vermeiden. Nur durch einen offenen Dialog kann der Übergang gelingen und die Zukunft des Betriebs gesichert werden.

Was macht die Nachfolge im Familienunternehmen so besonders?

In Handwerksbetrieben, die häufig als Familienunternehmen geführt werden, vermischen sich die Interessen von Unternehmen, Familie und Vermögen. Die Nachfolge bedeutet nicht nur die Sicherung des Betriebs, sondern auch die Absicherung der Lebensgrundlage für mehrere Generationen. Besonders herausfordernd wird es, wenn nicht alle Familienmitglieder im Unternehmen tätig sind: Die Vorstellungen derjenigen, die aktiv im Betrieb arbeiten, unterscheiden sich oft von denen, die außen stehen.

Neidgefühle oder unterschiedliche Erwartungen an die Zukunft des Unternehmens können die Situation zusätzlich belasten. Diese Faktoren machen die Nachfolge zu einem komplexen und emotionalen Prozess, der viel Fingerspitzengefühl und klare Kommunikation erfordert.

Kommunikation: Der Schlüssel zur gelungenen Nachfolge

Kommunikation ist die Brücke zwischen Vergangenheit und Zukunft. Sie schafft Vertrauen, Klarheit und verhindert Missverständnisse. Fehlt sie, entstehen schnell Gerüchte, Unsicherheiten und Spannungen – sowohl in der Familie als auch im Betrieb.

Typische Kommunikationsprobleme:

  • Zentrale Themen wie „Loslassen“ oder die zukünftige Rolle der Nachfolger werden ignoriert.
  • Wissen bleibt unausgesprochen und wird nicht dokumentiert.
  • Mitarbeitende fühlen sich uninformiert und verunsichert.
  • Emotionale Spannungen werden verdrängt, statt offen angesprochen.

 

Erfolgsfaktoren für eine gelungene Nachfolgekommunikation:

  • Frühzeitig anfangen: Die Nachfolge sollte bereits einige Jahre im Voraus geplant und kommuniziert werden.
  • Eigene Ziele klären: Was möchte ich? Was wünsche ich mir für die Zukunft des Betriebs?
  • Klarheit schaffen: Wer übernimmt welche Rolle? Wie sieht der Zeitplan aus?
  • Offene Feedbackkultur: Zuhören und auf die Bedürfnisse aller Beteiligten eingehen.
  • Externe Unterstützung nutzen: Ein Coach oder Mediator kann helfen, schwierige Gespräche zu moderieren.

 

Erfolg und Scheitern in der Praxis

Erfolg: In einem Textilreinigungsunternehmen mit 50 Mitarbeitenden wurde die Nachfolge frühzeitig und strukturiert angegangen. Die Familie setzte sich regelmäßig zusammen, unterstützt von einer neutralen Moderatorin. In diesen Gesprächen wurden Erwartungen, Werte und mögliche Konflikte offen angesprochen. Ein klarer Einarbeitungsplan regelte die Übergabe Schritt für Schritt. Durch diese offene Kommunikation verlief der Generationswechsel reibungslos – die Mitarbeitenden fühlten sich informiert und blieben dem Betrieb treu.

Scheitern: Anders lief es in einem Sanitärbetrieb mit 20 Mitarbeitenden. Hier wurde die nächste Generation kaum eingebunden, und der Senior-Chef konnte nicht loslassen. Er war nicht bereit, Verantwortung und Wissen abzugeben. Die Söhne fühlten sich außen vor und sahen für sich keine Zukunft im Unternehmen. Das Ergebnis: Die Söhne verließen den Betrieb – und mit ihnen auch einige wichtige Mitarbeitende. Die Nachfolge scheiterte, und der Betrieb verlor wertvolles Know-how und Kontinuität.

Handlungsempfehlungen:

  • Kommunikation als festen Bestandteil der Nachfolgestrategie einplanen.
  • Regelmäßige, strukturierte Gespräche führen.
  • Alle relevanten Gruppen und Beteiligte einbinden.
  • Emotionen ernst nehmen – nicht nur Fakten klären.
  • Bei Bedarf Unterstützung für den Kommunikationsprozess hinzuziehen.

 

Fazit

Kommunikation ist kein „weiches“ Thema, sondern zentral für eine erfolgreiche Unternehmensnachfolge. Wer offen und strukturiert kommuniziert, vermeidet Konflikte, schafft Vertrauen und stellt die Weichen für eine erfolgreiche Zukunft des Betriebs.

 

Checkliste: Erfolgreiche Kommunikation in der Unternehmensnachfolge

 

  1. Frühzeitig planen: Beginnen Sie rechtzeitig (3-4 Jahre) im Voraus mit Gesprächen zur Nachfolge.
  2. Eigene Ziele klären: Was möchten Sie persönlich und beruflich erreichen?
  3. Klare Rollen definieren: Wer übernimmt welche Aufgaben und Verantwortungen?
  4. Transparente Kommunikation: Halten Sie alle Beteiligten regelmäßig informiert.
  5. Feedback einholen: Hören Sie aktiv zu und nehmen Sie Bedenken ernst.
  6. Emotionen ansprechen: Sprechen Sie offen über Ängste, Wünsche und Erwartungen.
  7. Mitarbeitende einbinden: Informieren Sie Ihr Team frühzeitig und nehmen Sie deren Fragen ernst.
  8. Wissen dokumentieren: Sorgen Sie dafür, dass wichtiges Know-how weitergegeben wird.
  9. Externe Unterstützung nutzen: Ziehen Sie bei Bedarf Coaches oder Mediatoren hinzu.
  10. Nachfolge als gemeinsamen Prozess verstehen: Gestalten Sie die Übergabe gemeinsam mit allen Beteiligten.

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