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Thema des Monats

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Wenn Sie darüber nachdenken, sich selbstständig zu machen, denken viele zunächst an eine Neugründung. Doch es gibt eine alternative und oft vorteilhaftere Möglichkeit: die Betriebsübernahme.

Immer mehr junge Handwerkerinnen und Handwerker nutzen diese Chance, da die Voraussetzungen aktuell besonders gut sind. Rund ein Drittel der mittelständischen Betriebe in Deutschland wird in den kommenden Jahren aus Altersgründen zur Übergabe bereitstehen, da die Gründergeneration in den Ruhestand geht.

 

Warum ist eine Betriebsübernahme vorteilhaft?

Die Übernahme eines bestehenden Betriebs kann spannend und lohnend sein, ist jedoch kein Selbstläufer. Sie benötigen eine gute Vorbereitung und ein eigenes Konzept. Im Gegensatz zur Neugründung starten Sie hier mit bestehenden Strukturen und Gewohnheiten.

Eine Betriebsübernahme bietet im Vergleich zur Neugründung einige wesentliche Vorteile:

  • Bereits etablierte Infrastruktur: Im Gegensatz zu einer Neugründung müssen Sie nicht von Grund auf neu anfangen. Der Betrieb verfügt bereits über einen festen Standort, Geschäftsräume und die notwendige Ausstattung, die sofort genutzt werden können.
  • Erprobte Marktposition: Der Betrieb hat sich bereits im Markt etabliert. Der Zugang zu Kunden und Lieferanten ist vorhanden, und die Geschäftsbeziehungen sind eingespielt. Dies ermöglicht Ihnen einen schnelleren Einstieg und reduziert das Risiko, sich zunächst auf dem Markt etablieren zu müssen.
  • Erfahrenes Personal: Die Mitarbeitenden sind bereits eingearbeitet und kennen die Abläufe des Betriebs. Dies spart Ihnen Zeit und Aufwand, die sonst für die Suche und Einarbeitung von neuem Personal nötig wären.
  • Wertvolle Kunden- und Lieferantenbeziehungen: Die bestehenden Beziehungen zu Kunden und Lieferanten bieten Ihnen einen soliden Startpunkt. Diese Beziehungen sind oft schwer aufzubauen, insbesondere wenn Sie ein neues Unternehmen gründen.

Ob Sie sich für eine Übernahme oder eine Neugründung entscheiden, beides hat seine Vor- und Nachteile. Es lohnt sich, die Details sorgfältig abzuwägen und gut zu überlegen.

 

Der Prozess der Betriebsübernahme

1. Wie finde ich einen Betrieb?

Es gibt verschiedene Wege, um einen passenden Betrieb zu finden: Neben Anzeigen in lokalen Zeitungen und dem direkten Kontakt mit Unternehmen, stehen auch Online-Betriebsbörsen zur Verfügung. Diese Plattformen bieten die Möglichkeit, kostenlos nach passenden Betrieben zu suchen und eigene Gesuche zu veröffentlichen.

Um potenzielle Übergabe- und Übernahmeinteressierte zusammenzubringen, fungieren die Handwerkskammern als Regionalpartner der bundesweiten Unternehmensbörse „Nexxt-Change“. Einige Handwerkskammern bieten zusätzlich eigene regionale Betriebsbörsen an.

 

2. Wie gehe ich bei der Suche vor?

Um die Suche nach einem passenden Betrieb zu erleichtern, sollten Sie Ihre Vorstellungen und Anforderungen genau definieren. Erstellen Sie ein Anforderungsprofil, das Folgendes umfasst:

  • Standort des Betriebs: Wo soll sich der Betrieb befinden?
  • Größe des Betriebs: Welche Anzahl an Mitarbeitenden und welchen Umsatz erwarten Sie?
  • Art der Übernahme: Möchten Sie den Betrieb kaufen, mieten, pachten oder eine Beteiligung eingehen?
  • Zeitpunkt: Wann soll die Übernahme stattfinden? Soll es eine gemeinsame Einarbeitungszeit geben?
  • Eigenkapital: Wie viel Eigenkapital können Sie aufbringen?
  • Kontaktaufnahme: Wie soll der erste Kontakt zum aktuellen Betrieb erfolgen?

 

3. Erster Kontakt und Gespräche

Der erste Kontakt erfolgt in der Regel über die Handwerkskammer oder bei den Betriebsbörsen über ein Kontaktformular im Inserat. Dieses erste Gespräch ist entscheidend und ähnelt einem Vorstellungsgespräch.

Wichtige Punkte, die besprochen werden sollten, sind:

  • Vorstellung und Vertraulichkeitserklärung: Beide Seiten lernen sich kennen und vereinbaren die Vertraulichkeit der Gespräche.
  • Präsentation des Betriebs: Der aktuelle Inhaber oder die aktuelle Inhaberin stellt den Betrieb vor.
  • Ihre Vorstellungen: Sie präsentieren Ihre Ideen zur Übernahme und Ihre Vision für den Betrieb.
  • Klärung der nächsten Schritte: Gemeinsam wird ein Zeitplan für die weiteren Schritte und Gespräche festgelegt.

 

4. Detaillierte Prüfung des Betriebs

Sobald der erste Kontakt positiv verlaufen ist, erfolgt eine detaillierte Prüfung des Betriebs. Dies umfasst:

  • Objektbeschreibung und Besichtigung: Sie erhalten detaillierte Informationen über den Betrieb und besichtigen die Räumlichkeiten.
  • Gespräche mit Beratern: Besprechen Sie die Details mit den Beratungsdiensten Ihrer Handwerkskammer und mit Steuerberatern.
  • Analyse: Bewerten Sie Standort, Ausstattung, Ruf des Unternehmens, Mitarbeitende, Kunden, Konkurrenz, Kosten und Erträge. Überprüfen Sie bestehende Verträge und vergleichen Sie den Betrieb mit Branchenstandards.

 

5. Businessplan und Finanzierung

Wenn alle Faktoren stimmen und Sie sich für die Übernahme entscheiden, erstellen Sie einen Businessplan. Dieser sollte die Finanzierbarkeit und Rentabilität Ihres Vorhabens abdecken.

Im Anschluss an die Erstellung des Businessplans folgen Gespräche zur Finanzierung und zum Unternehmenskaufvertrag.

 

Unterstützung durch Handwerkskammern

Die Handwerkskammern bieten umfassende Unterstützung während des gesamten Prozesses:

  • Existenzgründungsberatung: Grundlagen der Existenzgründung, Hilfe bei der Erstellung des Businessplans, Finanzierungsmöglichkeiten, Marketing, Firmierung, Versicherungen
  • Betriebsberatung: Übergabe bzw. Übernahme richtig vorbereiten, Bewertung des Betriebes nach AWH-Standard, Unterstützung in Konfliktsituationen durch Mediation
  • Nachfolgemoderation: Unterstützung durch Nachfolgemoderatoren, die sowohl auf Übergeber- als auch auf Übernehmerseite tätig sind.

Die Handwerkskammern stehen Ihnen mit ihrem Wissen und ihren Ressourcen zur Seite, um sicherzustellen, dass Ihre Betriebsübernahme ein Erfolg wird. Nutzen Sie diese Möglichkeiten, um Ihre Selbstständigkeit erfolgreich zu starten.

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