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Wissens-ABC

 

Wenn wir die Vergangenheit
und die Gegenwart miteinander
streiten lassen, verlieren wir die Zukunft.

(Winston Churchill)

 

Ungelöste Konflikte und ihre Folgen

Vielleicht kennen Sie aus Ihrem Alltag Situationen, in denen es schwierig ist sich eine weitere Zusammenarbeit vorzustellen.

Typische Konflikte in kleinen und mittleren Unternehmen drehen sich beispielsweise um

  • Nachfolgeregelung
  • Gesellschafterstreitigkeiten
  • Streit zwischen Mitarbeitenden / Familienmitgliedern
  • Streit mit Lieferanten / Kunden
  • Streit um die strategische Ausrichtung
  • Streit bei Veränderungsprozessen
  • Streit bei Großprojekten (interdisziplinäre Teams)

Folgen von ungelösten Konflikten können Rückzug, Schweigen oder Passivität sein.

Nichtgelöste Konflikte, Missverständnisse, Mobbing, innere Kündigung von Mitarbeitenden und Misstrauen der Firmenchefs führen zu einem wirtschaftlichen Schaden in Milliardenhöhe.

Häufig werden folgende Konfliktarten unterschieden

  • Wertekonflikt (Jung und Alt)
  • Zielkonflikt (Arbeitsweise, Strategie)
  • Beziehungskonflikt (Enttäuschung, Vertrauen, Neid, Liebe, ...)
  • Verteilungskonflikt (Macht, Jobrisiken, Haftung, Verantwortung, Befugnis)
  • Kompetenzkonflikt (passende Arbeit)

Es gibt keinen konfliktfreien Raum. Jedoch ist oft nicht der Konflikt das Problem, sondern die Art und Weise, wie wir ihn lösen.

Die klassischen Konfliktlösungsoptionen wie Gerichts- oder Schiedsverfahren bieten selten eine für beide Beteiligten zufriedenstellende Lösung. Auch sind sie oft zeit- und/oder kostenintensiv.

Mediation bietet gute Lösungsoptionen, da

  • jeder (gesunde) Mensch in sich die Fähigkeit zu einer Lösungsfindung trägt.
  • jede/r mit seiner eigenen subjektiven Sichtweise ernst genommen werde möchte.
  • jede/r das Gefühl braucht, im Gespräch Raum und Zeit zu haben.
  • jede/r Anerkennung möchte, für das, was er/sie geleistet hat.
  • jede/r sich verstanden fühlen will.
  • jeder Mensch ein eigenes subjektives Gerechtigkeitsempfinden hat und nur mit einer Lösung wirklich dauerhaft zufrieden ist, bei der dieses Empfinden berücksichtigt wird.

 

Wie funktioniert Mediation?

Im Kern der Mediation geht es darum, den Beteiligten durch das moderierte Verfahren die Möglichkeit zu geben, die Sichtweise, Bedürfnisse der/s anderen wahrzunehmen und dadurch neue Lösungsoptionen zu entdecken. Bei einem Streit um eine Zitrone ist es keine gute Lösung diese zu halbieren, wenn das Bedürfnis der einen Partei der Zitronensaft für eine Limonade und der anderen Partei die Schale für das Backen eines Kuchens ist.

Dies kann am Beispiel der Sichtweise auf eine Tasse mit Henkel erläutert werden. Je nach Position und Blickrichtung auf die Tasse, befindet sich der Henkel links, rechts oder die Tasse hat gar keinen Henkel. Aufgabe des/r Mediators/in ist es, methodisch über verschiedene Phasen der Mediation hinweg eine schrittweise Annäherung der verschiedenen Parteien zu erreichen. Dadurch soll den Parteien ermöglicht werden den bestehenden Konflikt miteinander zu lösen.

Einen zukunftsorientierten Konsens finden

Die Mediation bietet den Beteiligten die Chance einen für alle Seiten tragfähigen Weg aus einem bestehenden Konflikt zu finden. Sie dient der gütlichen Einigung zwischen den Parteien und fragt nicht nach der "Schuld" sondern richtet den Blick von der Vergangenheit in die Zukunft und fragt, wie die Parteien in Zukunft miteinander umgehen wollen. Da die Eigenbeteiligung der Beteiligten an der Konfliktlösung im Vordergrund steht, bietet das mit Hilfe der Mediation gefundene Ergebnis eine größere Akzeptanz beider Parteien und somit oftmals eine langfristige Lösung. Als wichtiger Grundsatz kann festgestellt werden, dass immer die Konfliktparteien entscheiden, egal ob es um die Auswahl der zu bearbeitenden Themen, die Art, wie der Konflikt gelöst werden soll oder die Akzeptanz des Ergebnisses geht. Mediation führt nicht zwangsläufig zur Lösung. Sie ist freiwillig und kann jederzeit von jeder der Parteien oder dem Mediator abgebrochen werden.

Konflikte sind in diesem Zusammenhang auch als Chance für eine positive Weiterentwicklung einer bestehenden Situation zu sehen.

 

Es hat alles zwei Seiten.
Aber erst, wenn man merkt, dass
es drei sind, erfasst man die Sache.

(Heimito von Doderer)

 

Text: Handwerkskammer Karlsruhe

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