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Wettbewerbsvorteil Arbeitgeberattraktivität

Wissens-ABC

 

Die Zeiten, in denen Handwerksbetriebe den Bewerbern noch gezeigt haben, wo der Hammer hängt, sind weitestgehend vorbei. Heute muss sich das Unternehmen bewerben – bei Auftraggebern und Kunden ebenso wie bei neuen und vor allem auch bei bestehenden Mitarbeitern. Es gilt, die Qualitäten als Arbeitgeber genauso deutlich herauszustellen wie die als Fachbetrieb.

Wenn sich früher Bewerber der Frage stellen mussten: „Warum sollten wir ausgerechnet Sie einstellen?", sind es heute die Betriebe, die beantworten müssen, weshalb man als Arbeitnehmer ausgerechnet bei ihnen anfangen oder bleiben sollte. Denn der Kampf um Fach- und Nachwuchskräfte ist längst ein eigener Wettbewerb, den man oft nur noch über Anreize und vielmehr über nicht-monetäre Attraktivitätsversprechen als Arbeitgeber gewinnen kann.

Wo kein Sender, da kein Empfänger

Wer attraktiv sein will, muss das auch kommunizieren – nach innen wie nach außen. Allzu oft hat der Chef im Handwerksbetrieb eine klare Vorstellung davon, was er als Arbeitgeber potenziellen Bewerbern bieten kann und will. In der Stellenanzeige liest man jedoch häufig nichts davon. Vielfach stellt sich auch heraus, dass die eigene Website und vor allem soziale Medien nicht genutzt werden, um sich als Betrieb zu präsentieren und einen informellen Blick „hinter die Kulissen" zu ermöglichen. Denn Arbeitgeberattraktivität erlangen, pflegen und steigern – all das erfordert ein hohes Maß an Zeit und Energie, Kreativität und Mut. Aber es ist eine Investition in die Zukunft. Wenn man sich als Arbeitgeber klar positionieren und von anderen absetzen kann, ist die Chance groß, die richtigen Fachkräfte für sich zu gewinnen und zu halten. Dazu gehört auch, ab und zu die ausgetretenen Pfade zu verlassen und auch mal etwas Ungewöhnliches zu wagen. Wie wäre es denn einmal mit einem „Betriebsausflug" nach Paris oder Amsterdam?

Einen guten Ansatzpunkt, um seine eigene Arbeitgeberattraktivität spontan auf den Prüfstand zu stellen, bietet der sogenannte Elevator Pitch: Beantworten Sie doch einmal spontan in 30 Sekunden, was Sie als Arbeitgeber aus-, besonders oder sogar einzigartig macht? Fällt Ihre Antwort anders aus als die der anderen? Oder könnte sie auch vom Mitbewerber aus dem Nachbarort stammen?

Doch das Thema Arbeitgeberattraktivität zielt nicht nur auf potenzielle Bewerber ab. Die Entwicklung und Ausgestaltung einer Arbeitgebermarke ist ebenso entscheidend für den Bereich der Mitarbeiter-bindung. Durch gezielte Maßnahmen und Aktionen wird bestehenden Mitarbeitern immer wieder vor Augen geführt, was den eigenen Arbeitgeber so attraktiv macht, welche Vorteile geboten werden und welchen Wert sie selber für das Unternehmen darstellen. Oft tragen dann die eigenen Mitarbeiter die Botschaft weiter und werden Repräsentanten der eigenen Arbeitgebermarke. Letztendlich sollen die eigenen Stärken, Vorteile und Möglichkeiten als Arbeitgeber erkannt bzw. entwickelt, ausgebaut und kontinuierlich nach innen wie nach außen kommuniziert werden. Gerade für kleine Betriebe ist das eine große Chance, da Entscheidungen unbürokratischer getroffen werden können und Kommunikationswege bekanntlich kürzer sind. Sich dabei zu hinterfragen und neue Wege und Möglichkeiten auszuprobieren, ist Teil des Employer-Branding-Prozesses.

Authentizität ist entscheidend

Wie so oft sind auch weiche Faktoren und Aspekte der Führungskultur dabei nicht zu unterschätzen. Denn allen voran müssen Vorhaben und Maßnahmen zur Steigerung der Arbeitgeberattraktivität authentisch sein und schließlich gelebt werden. Hier muss besonders die Geschäftsführung in die Pflicht genommen werden. Nur so kann eine stabile Fassade ausgebaut werden, die nicht nach kurzer Zeit anfängt zu bröckeln. Denn das Versprechen, dass die Betriebe mit ihrer eigenen Arbeitgebermarke kommunizieren, muss auch gehalten werden. Klafft die Wahrnehmung bezüglich der „versprochenen" Attraktivität zwischen dem Arbeitgeber und den Arbeitnehmern zu stark auseinander, wird es kritisch und im schlimmsten Fall unglaubwürdig.

Viele Wege führen zur Steigerung der Attraktivität

Prinzipiell sind Betrieben in Sachen Arbeitgeberattraktivität keine Grenzen gesetzt. In der Regel stellen die eigenen Arbeitnehmer die beste Quelle der Inspiration dar. Ganz nach dem Motto: „Fragen kostet nichts." Doch auch gut aufgestellte Konkurrenten und eine zeitgemäße Personalführung sind richtungsweisend. Im Idealfall verbindet sich dann ein guter Ruf als Arbeitgeber mit einem attraktiven Alleinstellungsmerkmal und wird zum ausschlaggebenden Wettbewerbsvorteil auf dem Arbeitsmarkt.

Beispiele der Maßnahmenpalette:

  • Wertschätzung
  • Handlungs- und Entscheidungsfreiräume
  • Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben
  • flexible Arbeitszeiten
  • individuelle Karriereplanung
  • Entwicklungsmöglichkeiten fördern
  • Sozialleistungen
  • betriebliches Gesundheitsmanagement, bspw. durch Firmenfitness/Dienstfahrradleasing
  • leistungsorientierte Vergütungsanteile und Zulagen
  • Mitarbeiterwohnung

 

Quellen:
Text: Handwerkskammer Freiburg
Bild: ©Katie White, Pixabay 

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