2979 < 2939

Wissens-ABC

Nachdem Sie den Kapitalbedarf für Ihre Existenzgründung ermittelt haben, werden Sie vielleicht feststellen, dass Ihr Eigenkapital nicht ausreicht. Sie müssen sich also über eine optimale Fremdfinanzierung, d. h. über den Einsatz von Fremdkapital Gedanken machen. Dieses Kapitel soll Sie auf einen der schwierigsten Bereiche Ihrer Existenzgründung vorbereiten und helfen, häufig auftretende Fehler zu vermeiden:

  • Zu wenig Eigenkapital
  • Inanspruchnahme eines Kontokorrentkredits zur Finanzierung von Investitionen
  • Hohe Lieferantenverbindlichkeiten
  • Keine Nutzung von öffentlichen Finanzierungshilfen
  • Unzureichende Planung des Kapitalbedarfs
  • Keine rechtzeitigen Verhandlungen mit der Hausbank


Für die Finanzierung Ihrer Existenzgründung können Sie verschiedene Geldquellen nutzen:

  • Eigenkapital (erspartes Kapital, Schenkungen, vorhandene Maschinen, Werkzeuge, Fahrzeuge usw.)
  • Öffentliche Finanzhilfen (Existenzgründungsprogramme des Landes Baden-Württemberg und des Bundes, siehe nächstes Kapitel)
  • Darlehen und Kredite von Banken und Versicherungen
  • Lieferantenkredit
  • Beteiligungskapital
  • Verwandtendarlehen
  • Gesellschafterdarlehen
  • Leasing


Eigenkapital – die Grundlage Ihrer Finanzierung
Eigenkapital stellt die wichtigste Geldquelle für eine erfolgreiche Existenzgründung dar. Bevor Sie sich fremdes Geld leihen, das Sie zurückzahlen und für das Sie Zinsen zahlen müssen, sollten Sie prüfen, wie viel Eigenmittel Sie zur Finanzierung Ihrer Existenz beisteuern können.

Wozu brauchen Sie Eigenkapital?

  • Je mehr Eigenkapital Sie einsetzen können, desto weniger Fremdkapital benötigen Sie.
  • Als Sicherheits- und Risikopolster, um finanzielle Engpässe überbrücken zu können.
  • Zur Verbesserung Ihrer Kreditwürdigkeit gegenüber Geldgebern.
  • Durch ein besseres Rating erhalten Sie günstige Kreditkonditionen


Wie hoch sollte Ihr Eigenkapital mindestens sein?
Es gibt keine allgemeingültige Grenze für einen Mindestanteil des Eigenkapitals. Als grober Richtwert für eine optimale Finanzierung gelten ca. 25 % - 30 % des Kapitalbedarfs. Denken Sie daran:
Je höher Ihr Eigenkapital ist, umso besser werden Sie finanzielle Krisen überstehen.

Prüfen Sie:

  1. Wie hoch sind Ihre Ersparnisse?
  2. Über welche Kapitalanlage können Sie kurzfristig verfügen?
  3. Wie viel Geld können Sie von Verwandten und Bekannten zu günstigen Konditionen ausleihen?
  4. Welche bereits vorhandenen Maschinen, Werkzeuge, Fahrzeuge usw. können Sie in den neuen Betrieb einbringen?
  5. Können Sie einen Gesellschafter bzw. Teilhaber aufnehmen, der weitere Eigenmittel zur Verfügung stellt?

 

Eigenleistungen

  • Eigenleistungen bei Bau-, Umbau- oder Renovierungsarbeiten können den Bedarf an Fremdkapital reduzieren.
  • Eigenleistungen werden jedoch nicht als Eigenkapital gewertet!
  • Überschätzen Sie auch nicht Ihre Möglichkeiten, denn nicht erbrachte Eigenleistungen führen zu einer teuren Nachfinanzierung oder zu Liquiditätsengpässen!
  • Bei hohen Eigenleistungen fehlt Ihnen die hier investierte Zeit für die Abwicklung Ihrer Aufträge


Fremdkapital – Segen oder Fluch?
Bei den meisten neu gegründeten Betrieben sind die Finanzen ein Manko. Von Beginn an reicht der finanzielle Rahmen nicht aus, um die notwendigen Maschinen und Geräte einzukaufen und die Aufträge vorzufinanzieren. Außerdem sind Banken und Sparkassen häufig bei der Finanzierung von Existenzgründungen zurückhaltend.
Ohne Schulden wird es aber meistens doch nicht gehen!
Schulden machen ist jedoch ein ganz normaler Vorgang. Solange Sie mit Ihren Schulden Vermögenswerte schaffen, die für Ihren Betrieb Gewinne abwerfen, ist die Aufnahme von Fremdkapital betriebswirtschaftlich sinnvoll!

Investitionskredit
Der Investitionskredit dient zur Finanzierung Ihres Anlagevermögens (Grundstücke, Gebäude, Maschinen, Geräte, Einrichtung, Fahrzeuge usw.).
Achten Sie darauf, dass die Laufzeit des Investitionskredits der Lebensdauer der zu finanzierenden Investition entspricht.

Annuitätendarlehen
Bei Annuitätendarlehen bleibt der Kapitaldienst (Zinsen + Tilgung) über die gesamte Laufzeit gleich. Der Vorteil liegt darin, dass die Aufwendungen in den ersten Jahren niedriger sind als bei Ratendarlehen. Damit können Sie eventuelle Finanzierungsengpässe leichter überbrücken. Diese Darlehensform eignet sich besonders für Grundstücks- und Gebäudeinvestitionen.

Ratendarlehen
Bei Ratendarlehen tilgen Sie Ihren Kredit in festen, gleichbleibenden Raten, während die Zinsbelastung im Laufe der Jahre abnimmt. Der Kapitaldienst (Zins + Tilgung) ist in den ersten Jahren höher als beim Annuitätendarlehen, nimmt dann aber stetig ab. Dies entspricht häufig auch dem Verlauf der Ertragskurve von Investitionen: Höhere Erträge in den ersten Jahren, sinkende Erträge in den Folgejahren. Damit ist ein Ratendarlehen besonders geeignet für Maschinen- und Fahrzeuginvestitionen.

Kontokorrentkredit
Über dieses Konto wird der gesamte laufende Geschäfts- und Zahlungsverkehr abgewickelt: Überweisungen, Schecks, Daueraufträge usw. Bis zur vereinbarten Höhe können Sie über diesen Kredit frei verfügen. Bei Überschreitung des Kreditlimits müssen Sie allerdings einen zusätzlichen Überziehungszins bezahlen.

Der Vorteil des Kontokorrentkredits besteht darin, dass er flexibel eingesetzt werden kann und dass Zinsen nur für den tatsächlich in Anspruch genommenen Kreditbetrag anfallen.

Der Kontokorrentkredit sollte nur als kurzfristiges Finanzierungsmittel eingesetzt werden. Für Anlagevermögen ist diese Finanzierung nicht sinnvoll.

Tipps:

  • Der Kontokorrentkredit-Rahmen sollte dem von Ihnen ermittelten Betriebsmittelbedarf entsprechen.
  • Verhandeln Sie mit Ihrer Hausbank über die Höhe des Kredit- und Guthabenzinses.


Lieferantenkredit
Der Lieferantenkredit entsteht dadurch, dass Sie Ware, Material oder Dienstleistungen nicht sofort, sondern erst nach einem sogenannten „Zahlungsziel“ (z. B. 30 Tage) bezahlen.
Damit ist der Lieferantenkredit der bequemste und einfachste Kredit. Er muss nicht beantragt werden und wird formlos gewährt.
Auf den ersten Blick kostet dieser Lieferantenkredit nichts!
Die tatsächlichen Kosten eines Lieferantenkredits verdeutlicht jedoch folgendes Beispiel einer Zahlungsbedingung:
„Zahlbar innerhalb von 14 Tagen nach Rechnungsdatum mit Abzug von 3 % Skonto oder innerhalb von 30 Tagen ohne Skontoabzug“.

Effektiver Jahreszins:
Skontosatz in Prozent x 360                      
Zahlungsziel netto ./. Skontofrist (in Tagen)

  = 67,5 % Jahreszinssatz

Die Frage, ob es günstiger ist, das angebotene Zahlungsziel auszunutzen oder stattdessen unter Abzug von Skonto durch Inanspruchnahme des Kontokorrentkredits zu bezahlen, ist damit sicherlich beantwortet!

Familiendarlehen
Eine mögliche Alternative zur Finanzierung Ihres Kapitalbedarfs kann auch ein Darlehen innerhalb der Familie sein. Allerdings gibt es auch bei Darlehen von Eltern, Großeltern, Geschwistern oder Verwandten nicht zuletzt aus steuerlicher Sicht einiges zu beachten.
Grundsätzlich können Sie die Höhe des Darlehens, den Zinssatz und die Tilgung frei vereinbaren. Theoretisch kann sogar auf eine Verzinsung verzichtet werden.
Beachten sie aber, dass der Darlehensgeber die Zinseinnahmen als Einkünfte versteuern muss. Außerdem müssen Sie auf alle Fälle eine Tilgung des Darlehens vereinbaren, da sonst das Darlehen als Schenkung eingestuft wird und Schenkungssteuer anfällt.
Schließen Sie auch bei einem Familiendarlehen immer einen schriftlichen Vertrag mit folgendem Inhalt ab:

  • Darlehensgeber
  • Darlehensnehmer
  • Darlehensbetrag
  • Zinssatz
  • Tilgung
  • Laufzeit des Darlehens
  • Darlehenskündigung


Leasing
Da es für Existenzgründer immer schwieriger wird, eine Hausbank zu finden, die das Gründungsvorhaben finanzieren will, kann Leasing für Sie eine interessante Finanzierungsalternative sein.
Unter Leasing versteht man die Vermietung und Finanzierung von Investitionsgütern. Die Grundüberlegung des Leasinggeschäftes besteht darin, dass es bei vielen Investitionen nicht auf das Eigentum sondern auf die Nutzung ankommt. Inzwischen finanzieren rund 25 % der deutschen Handwerksbetriebe ihre Investitionen über Leasing-Verträge.
Neben der reinen Finanzierung bieten vielen Leasinggeber auch zusätzliche Servicepakete an. So können für Fahrzeugverträge die Wartung, Verschleißreparaturen, Versicherung und Steuern des Fuhrparks übernommen werden.
Leasinggeber können die Hersteller des Investitionsgutes oder unabhängige Leasinggesellschaften sein.
Trotz vieler Argumente für diese alternative Finanzierungsform haben alle Leasingverträge ein Problem:
Sie sind nur schwer vergleichbar – sowohl untereinander als auch mit Bankkrediten. Oft wird behauptet Leasing sei „steuerlich günstiger“. Diese Aussage kann, muss aber nicht zutreffen. Lassen sie sich deshalb vor Abschluss eines Leasingvertrages unbedingt unabhängig und fachlich beraten.

Vorteile:

  • Vollfinanzierung ist möglich
  • Das Eigenkapital wird geschont
  • Kreditlinien und Kreditsicherheiten bleiben erhalten
  • Feste Kalkulationsbasis
  • Nutzung von zusätzlichen Serviceangeboten


Nachteile:

  • Finanzierungskosten häufig höher als bei einer Darlehenfinanzierung
  • Erhöhung der Fixkosten
  • Komplizierte Vertragsgestaltung
  • Langfristige Bindung an den Leasingvertrag (ein kurzfristiger Ausstieg aus dem Vertrag ist entweder nicht möglich oder mit hohen Kosten verbunden)
  • Häufig hohe Nebenkosten (Versicherungen, usw.)
  • Gefahr des sofortigen Entzugs des Leasinggutes bei Zahlungsrückstand
  • Leasing wird nicht mit öffentlichen Mitteln finanziert
  • Problematische Restwertermittlung bei Kfz-Leasing
  • Kein Recht zur Übernahme nach Ablauf des Vertrages


Wann ist Leasing interessant?

  • Bei hohen Gewinnen
  • Bei geringem Eigenkapital
  • Bei einer Vergrößerung des Betriebes
  • Bei hohem technischen Fortschritt


Darauf sollten Sie beim Leasingvertrag achten:

  • Höhe der Anzahlung
  • Realistische Kalkulation des Restwertes
  • Nebenkosten (Versicherungen etc.)
  • Unkündbare Grundmietzeit
  • Übernahmemöglichkeit nach Ablauf des Vertrages


Ein Hinweis:
Zur Finanzierung Ihrer Existenzgründungsinvestitionen sollten Sie zunächst alle öffentlichen Finanzierungshilfen einplanen. Diese Finanzierungshilfen haben zum Teil erheblich günstigere Konditionen als Kapitalmarktdarlehen. Sie sind damit in jedem Fall günstiger als eine Leasingfinanzierung.
Leasing sollte deshalb nur eine Ergänzung lhrer Existenzgründungsfinanzierung sein.

Factoring
Wenn Ihre Kunden immer später zahlen, ist Ihre Liquidität so eingeschränkt, dass Sie bei Ihren Lieferanten kein Skonto nutzen oder neue Aufträge nicht mehr komplett vorfinanzieren können

In diesem Fall, könnte Factoring eine Lösung und eine alternative Finanzierungsform für Sie sein. Inzwischen bieten einige Factoring-Gesellschaften diese Finanzierungsform auch für kleine und mittlere Unternehmen an.

Was ist Factoring?
Factoring ist der laufende Verkauf von Forderungen aus Lieferungen oder Dienstleistungen eines Unternehmens an ein Finanzierungsinstitut (Factoring – Gesellschaft oder Factor)

Wie funktioniert Factoring?
Factoring-Gesellschaften kaufen die Forderungen an gewerbliche Kunden und bezahlen nach Erhalt der Rechnungskopie 80 % bis 90 % des Rechnungsbetrages. 10 % bis 20 % des Kaufpreises behält der Factor zunächst als Sicherheit für Skontoabzüge oder Mängelrügen ein. Dieser Sicherheitseinbehalt wird bei Zahlung des Schuldners oder bei Fälligkeit der Forderung bzw. sogar bei Zahlungsunfähigkeit des Kunden gutgeschrieben.

Vorteile von Factoring

  • Sofortige Liquidität, da 80 % bis 90 % der Forderung sofort bezahlt wird.
  • Die Factoring-Gesellschaft prüft bereits im Vorfeld die Bonität der Kunden. Wenn dennoch unerwartet Zahlungsstörungen bzw. Zahlungsausfälle eintreten, sind Sie gegen den Forderungsausfall versichert.
  • Die Factoring-Gesellschaft übernimmt neben der Bonitätsprüfung häufig auch das gesamte Debitorenmanagement mit Buchhaltung, Mahnwesen und Inkasso.
  • Sie verbessern Ihre Bilanzrelationen, da Forderungen und Lieferantenkredite abgebaut und durch die Verkürzung der Bilanzsumme die Eigenkapitalquote erhöht wird.


Denken Sie jedoch auch an die Akzeptanz des Factoring in der Beziehung zu guten Kunden!

Was kostet Factoring?

  • Gebühr für Dienstleistungen und Ausfallrisiko: ca. 2% bis 3 % vom Umsatz
  • Bonitätsprüfung: ca. 50 € pro Kunde und Jahr
  • Zinsen: banküblicher Zins für vorfinanzierten Betrag


Beteiligungskapital:
In vielen Branchen haben Sie die Möglichkeit, Beteiligungskapital, zur Finanzierung Ihrer Existenzgründung einzusetzen. Diese Kapitalgeber beteiligen sich an Ihrem Betrieb und erwarten dafür schnelles Wachstum, hohe Gewinne und eine hohe Verzinsung. Viele Beteiligungskapital-Geber stehen aber auch bei der Konzeption, der Organisation und der Planung ihrer Existenzgründung unterstützend zur Seite.

Vorteile:

  • Beteiligungskapital erhöht den Liquiditätsspielraum
  • Beteiligungskapital stellt in der Bilanz Eigenkapital dar
  • Beteiligungskapital kann langfristig bis zu 10 Jahre zur Verfügung stehen
  • Evtl. sind keine oder nur geringe Sicherheiten notwendig


Nachteile:

  • Interessenkonflikte im Bereich der Unternehmensstrategie möglich
  • Einflussnahme des Beteiligunskapital-Gebers auf die Unternehmensführung
  • Höhere Verzinsung als bei Fremdkapitalfinanzierung


Tipp:
Nutzen Sie die Möglichkeit von öffentlichem Beteiligungskapital:

  • Mittelständische Beteiligungsgesellschaft Baden-Württemberg (MBG)
  • KfW-Mittelstandsbank


Weitere Finanzierungsmöglichkeiten:

  • Avalkredit
  • Kundenanzahlungen
  • Öffentliche Finanzhilfen


Die Kosten eines Darlehens
Die Kosten eines Darlehens hängen nicht nur vom Zinssatz ab - wie häufig angenommen wird -, sondern sie werden noch von zahlreichen anderen Größen beeinflusst:

  • Auszahlungskurs (Disagio, Agio)
  • Laufzeit des Darlehens
  • Ratenhäufigkeit (Anzahl der Raten pro Jahr)
  • Ratenfälligkeit (Tag, an dem die Rate bezahlt werden muss)
  • Zinsverrechnung (Termin, an dem die Bank die Höhe des Zinsanteils in der Rate bestimmt)
  • Tilgungsverrechnung (Zeitpunkt, an dem die Tilgung von der Restschuld abgezogen wird)
  • Provisionen
  • Gebühren
  • Nebenkosten


Tipp:
Beurteilen Sie den angebotenen Kredit nicht nur nach dem Zinssatz. Beziehen Sie alle genannten Einflussgrößen und Darlehenskonditionen in Ihre Überlegungen mit ein.
Lassen Sie sich vom Darlehensgeber den ,,Effektivzins" berechnen.
Allerdings: Auch beim Effektivzinssatz sind nicht immer alle Einflussgrößen berücksichtigt: z. B. Schätzgebühren, Provisionen, Restschuldversicherungen, usw.

Tipps für Ihre Kreditverhandlungen:
Die Auswahl der Bank bzw. des Kreditinstituts ist eine wichtige Entscheidung, denn damit gehen Sie meistens eine langfristige Verbindung ein.

  • Bereiten Sie sich sorgfältig auf das Bankgespräch vor. Erarbeiten Sie ein aussagefähiges Gründungskonzept.
  • Legen Sie Ihren Kapitalbedarfsplan, Ihren Finanzierungsplan und eine Rentabilitätsvorschau vor.
  • Vergleichen Sie die Leistungen und Konditionen verschiedener Kreditinstitute, obwohl die räumliche Nähe zu Ihrer Hausbank wichtig sein kann.
  • Legen Sie großen Wert auf eine gute fachliche Beratung und einen guten persönlichen Kontakt zu Ihrem Firmenkundenbetreuer.
  • Das Kreditinstitut sollte zu Ihrem Vorhaben passen. Es kann von Vorteil sein, die für Ihre Branche oder für Ihre zukünftigen Geschäftspartner üblichen Bankverbindungen zu haben.
  • Treten Sie beim Kreditgespräch nicht als Bittsteller auf, sondern denken Sie daran, dass auch auf dem Markt für Kredite ein Wettbewerb herrscht.
  • Reden Sie mit den entscheidenden Leuten in den Banken und Sparkassen (Zweigstellenleiter, Filialdirektor, Leiter der Firmenkreditabteilung usw.).
  • Betrachten Sie die Bank immer als Partner, mit dem Sie langfristig zusammenarbeiten möchten. Ein „Feilschen um das letzte Zehntel Zinsvorteil“ lohnt sich meistens nicht. Die damit erreichten Vorteile sind minimal gegenüber möglichen Nachteilen bei späteren Kreditverhandlungen.


Wichtige Faustregeln zur Finanzierung:

  • Das Anlagevermögen (Maschinen, Werkzeuge, Einrichtungsgegenstände, Fahrzeuge usw.) sollte nach Möglichkeit mit Eigenkapital und langfristigen Darlehen finanziert werden. Nach Möglichkeit sollte auch ein Teil des Umlaufvermögens (z.B. der, „eiserne Bestand" des Material- oder Warenlagers) in die langfristige Finanzplanung einbezogen werden.
  • Die Laufzeit der Darlehen sollte der Lebens- bzw. Nutzungsdauer der finanzierten Investitionen entsprechen (z. B. keine Maschinenfinanzierung mit Kontokorrentkrediten).
  • Sichern Sie jederzeit die Zahlungsfähigkeit Ihres Betriebes. Denken Sie daran, dass man Gewinn erzielen und trotzdem zahlungsunfähig werden kann. Liquidität geht vor Rentabilität. Lassen Sie sich deshalb einen ausreichenden Kreditrahmen für Ihren Kontokorrentkredit einräumen. Damit können Sie z. B. Lieferantenrechnungen jederzeit fristgerecht mit Abzug von Skonto bezahlen und dabei erheblich Geld sparen.


Wie wird Ihre Kreditwürdigkeit beurteilt?
Vor einer Kreditvergabe wird die Bank Ihre persönliche und wirtschaftliche Kreditwürdigkeit überprüfen:

  • Fachliche Qualifikation
  • Betriebswirtschaftliche Kenntnisse
  • Überzeugungskraft
  • Durchsetzungsvermögen
  • Zuverlässigkeit
  • Verhandlungsverhalten
  • Familiäre Verhältnisse
  • Bisherige Kontoführung
  • Überzeugendes Unternehmenskonzept
  • Höhe des Eigenkapitals
  • Erfolgversprechende Rentabilitätsvorschau
  • Vorhandene Nachfolgeregelung


Kreditsicherheiten
Sie werden selten einen Kredit ohne eine entsprechende Absicherung erhalten. Darum sollten Sie sich vor dem Kreditgespräch überlegen, welche Sicherheiten Sie Ihrer Bank bieten können. In Frage kommen:

  • Grundschulden auf Betriebs- und Privatgrundstücke
  • Sicherungsübereignung von Maschinen, Geräten, Fahrzeugen, Verpfändung oder Abtretung sonstiger Vermögenswerte (z.B. Bausparguthaben)
  • Bürgschaften von Verwandten oder Bekannten
  • Ausfallbürgschaft der Bürgschaftsbank Baden-Württemberg
  • Abtretung von Kundenforderungen
  • Lebensversicherungen (Rückkaufswert)


Tipps:

  • Beachten Sie bei jeder Kreditaufnahme, dass Sie der Bank zwar ausreichende, aber nicht zu viele Sicherheiten zur Verfügung stellen.
  • Prüfen Sie bei einer erneuten oder wiederholten Kreditaufnahme, welche Sicherheiten die Bank bereits hat und was diese Sicherheiten inzwischen wert sind.
  • Achten Sie nach Rückzahlung eines Darlehens darauf, dass die Bank Ihre Sicherheiten schriftlich frei gibt (Rückgabe der Urkunden!).
  • Bei Darlehen aus dem Programm „Startfinanzierung80“ der L-Bank Baden-Württemberg erhalten Sie mit einem Antrag die Möglichkeiten einer Bürgschaftsübernahme in Höhe von 80 % durch die Bürgschaftsbank Baden-Württemberg


Lebensversicherungen werden nur nach ihrem „Rückkaufswert“ als Sicherheit bewertet. Wenn Sie Ihre Lebensversicherung erst vor kurzem abgeschlossen haben, wird dieser Rückkaufswert nur sehr niedrig sein und damit nicht als ausreichende Kreditsicherheit anerkannt werden. Außerdem sollten Sie eine Lebensversicherung, die Sie zu Ihrer Altersversorgung abgeschlossen haben, nicht als Sicherheit für betriebliche Investitionen einsetzen.

Rating – Chance oder Risiko?
Durch den Einsatz von Ratingverfahren beurteilen die Banken und Sparkassen Ihre Kreditwürdigkeit und das Risiko Ihrer Finanzierung nach einem standardisierten Verfahren.

Die Höhe der Ausfallwahrscheinlichkeit - und damit die Höhe des Risikos - hat Auswirkungen auf Ihre Kreditkonditionen. Bei geringem Risiko wird der Zinssatz für Ihre Finanzierung niedrig sein, bei hohem Risiko müssen Sie mit einem höheren Zinssatz rechnen.

Auch nach der erfolgreichen Gründung Ihres Unternehmens wird Rating ein Thema für Sie sein, denn bei jeder neuen Finanzierung und bei der laufenden Überprüfung wird durch die Banken und Sparkassen ein neues, auf aktuellen Daten basierendes Rating erstellt.
Dabei werden andere Faktoren und Kennzahlen als noch bei der Gründung das Rating beeinflussen. Rating ist deshalb keine einmalige, sondern eine dauerhafte Herausforderung für Sie als Unternehmer.

Risikogerechtes Zinssystem für öffentliche Förderdarlehen
Die unterschiedlichen wirtschaftlichen Verhältnisse von Existenzgründern und Unternehmen werden von der KfW-Mittelstandsbank und der L-Bank Baden-Württemberg durch ein „risikogerechtes Zinssystem“ berücksichtigt.
Ziel ist es, dass jeder Existenzgründer bzw. Unternehmer einen individuellen Zinssatz zahlt, der seinen wirtschaftlichen Verhältnissen und den zur Verfügung gestellten Sicherheiten entspricht. Dadurch soll auch mehr Existenzgründern und Unternehmern der Zugang zu Förderdarlehen erleichtert werden.

Welche Faktoren werden beurteilt:

  • Wirtschaftliche Verhältnisse und zukünftige wirtschaftliche Leistungsfähigkeit
  • Werthaltigkeit der Sicherheiten


Dabei gilt der Grundsatz:
Je besser die Bonität und je werthaltiger die Sicherheiten, desto geringer ist der Zinssatz

Wie werden die Bonitätsklassen ermittelt?
Anhand Ihres Businessplans, der wirtschaftlichen Verhältnisse bei Betriebsübernahmen und Ihrer persönlichen Kreditwürdigkeit schätzt Ihre Bank bzw. Sparkasse die Zukunftsaussichten Ihres Unternehmens ein. Zur einfachen Handhabung wird diese Einschätzung in sogenannte Bonitätsklassen eingeteilt. „1“ steht dafür „sehr gut“ und „6“ steht für „gerade noch ausreichend“ bzw. „nicht kreditwürdig“

Bonitätsklasse  Bonitätseinschätzung durch die Bank 1-Jahres-Ausfallwahrscheinlichkeit   Einstufung externer Ratingagenturen
 1  ausgezeichnet  <= 0,10 %  A- und besser
 2  sehr gut   > 0,10 % und <= 0,40 %  BBB
 3  gut  >0,40 % und <= 1,20 %  BB+
 4  befriedigend  >1,20 % und <= 1,80 %  BB
 5  noch befriedigend  >1,80 % und <= 2,80 %  BB-
 6  ausreichend  >2,80 % und <= 5,50 %   B+


Wie werden die Besicherungsklassen festgelegt?
Durch eine Besicherung des Kredits wird die Höhe des Ausfalls verringert. Maßgeblich für den Wert der Sicherheiten sind die zu erwartenden Verwertungserlöse.
Die Werthaltigkeit der Sicherheiten wird in Besicherungsklassen von „1 – 3“ ausgedrückt. Dabei drückt die Besicherungsklasse „1“ eine Werthaltigkeit von über „70 %“ und die Besicherungsklasse „3“ Werthaltigkeit von unter „40 %“ aus.

 Besicherungsklasse Werthaltige Berechung in Prozent
 1  >= 70 %
 2  > 40 % und < 70 %
 3  <=40 %


Ermittlung der Preisklasse

Durch eine Kombination von Bonitäts- und Besicherungsklasse wird ihr Kredit einer sogenannten „Preisklasse“ zugeordnet.
Dabei drückt die Preisklasse „A“ die höchste Bonitäts- und Besicherungsklasse aus, während die unterste Besicherungsklasse „H“ die schlechteste Bonitäts- und Besicherungsklasse ausdrückt.

 Bonitätsklasse  1   1 1   2 2   3 4 2   3
5
4   6 5  3   4
 Besicherungsklasse  1   2  3   1  2   1  1  3   2
1
 2   1  2  3   3
 Preisklasse  A  B  C  D  E  F  G  H


Festlegung des Zinssatzes
Ihre Hausbank bzw. die Förderbank legt auf der Grundlage der ermittelten Preisklasse einen individuellen Zinssatz fest.
Die jeweils gültigen Konditionen für die verschiedenen Förderprogramme und Preisklassen finden Sie unter  www.l-bank.de oder beim Berater Ihrer Handwerkskammer.

Tipps:

  1. Nutzen Sie das Rating als Unternehmens-Check, der Ihnen Auskunft über die Stärken und Schwächen und über Risiken Ihres Unternehmens gibt.
  2. Informieren Sie sich frühzeitig bei Ihrer Hausbank, welche Rating-Kriterien für die Beurteilung Ihres Betriebes herangezogen werden.
  3. Stellen Sie alle wichtigen Informationen zusammen, damit Sie schnell, sicher und kompetent auf die Fragen Ihrer Hausbank eingehen können.
  4. Sorgen Sie dafür, dass alle notwendigen Unterlagen über Ihren Betrieb vollständig und übersichtlich geordnet sind.
  5. Bereiten Sie sich auf das Bankgespräch gut vor.
  6. Wenn Sie mehr über Rating wissen möchten, fordern Sie bei Ihrer zuständigen Handwerkskammer die Broschüre „Rating im Handwerk“ an.   

zurück
powered by webEdition CMS