
Solo-Selbständigkeit im Handwerk
Thema des Monats
Die Solo-Selbstständigkeit im Handwerk gewinnt in Deutschland zunehmend an Bedeutung. Immer mehr Einzelunternehmer im Handwerk entscheiden sich bewusst dafür, selbstständig zu arbeiten – ohne Angestellte, dafür mit maximaler Flexibilität und direktem Kundenkontakt. Diese Form der Selbstständigkeit ermöglicht die individuelle Spezialisierung und größere Gestaltungsfreiheit im beruflichen Alltag. Doch wer allein im Handwerk selbstständig ist, trägt auch die volle Verantwortung – von der Auftragsakquise über die Buchhaltung bis zur Altersvorsorge. Welche Chancen bietet die Solo-Selbstständigkeit? Welche Herausforderungen müssen Handwerker:innen ohne Mitarbeiter meistern? Der folgende Artikel gibt einen Überblick über eine Arbeitsform, die viele Handwerksprofis überzeugt.
Wer gehört zu der Gruppe der Soloselbständigen?
Es gibt unterschiedliche Definitionen, in diesem Artikel sind Solo-Selbstständige Selbstständige, die keine Mitarbeitenden beschäftigen.
Bei manchen Solosselbständigen bleibt das auch so: Sie möchten aus verschiedenen Gründen keine Mitarbeitenden haben z.B. wegen der Angst nicht permanent ausgelastet zu sein und deshalb keine Verantwortung für Mitarbeiter übernehmen zu wollen.
Andere Soloselbständige sind nur in der Startphase ihres Unternehmens alleine. Sie stellen später, wenn ihr Geschäftsmodell sich bewährt hat, Mitarbeitende ein.
Außerdem befinden sich unter den Soloselbstständigen viele nebenberuflich Selbstständige, die ihre Geschäftsidee risikoarm und schrittweise neben einer Festanstellung ausprobieren wollen, bevor sie alles auf eine Karte setzen.
Welchen Anteil nehmen Soloselbständige im Handwerk ein?
Soloselbständige sind im Handwerk immer häufiger anzutreffen. Die Tischlerin, die in ihrer Werkstatt individuelle Möbel für ihre Kundschaft angefertigt, der Goldschmied in seinem Atelier mit Ladengeschäft oder die Friseurin, die einen Platz in ihrem Friseursalon an einen ebenfalls soloselbständigen Kollegen vermietet, sind Beispiele dafür.
Was sind die besonderen Herausforderungen bei Soloselbständigen?
Eine Soloselbstständigkeit bietet ein hohes Maß an Selbstbestimmung und Unabhängigkeit.
Jede Entscheidung kann alleine getroffen werden, ohne Abstimmung. Aber alles hat zwei Seiten. Die Entscheidungen müssen eben auch alleine getroffen werden. Das heißt, es muss ein hohes Maß an unternehmerischer Kompetenz vorliegen.
Das Unternehmen wird nach eigenen Vorstellungen gestaltet. Die Arbeitszeiten können weitgehend frei eingeteilt und die Arbeit so eingerichtet werden, dass sie zum Leben passt. Auch hier gibt es zwei Seiten: Eine gute Zeiteinteilung und Selbstdisziplin sind Voraussetzungen für den Erfolg.
Worauf sollte man besonders achten, wenn man sich „solo-selbständig“ macht?
Solo bedeutet nicht allein. Bei Soloselbstständigen ist es besonders wichtig, in berufliche Netzwerke eingebunden zu sein. Sie tun sich etwa mit anderen Soloselbstständigen und Unternehmen zusammen, um Aufträge zu erfüllen.
Da Soloselbständige keine Mitarbeiter haben, müssen sie alles selbst organisieren und durchführen, sie müssen höchst effizient arbeiten. Eine Vielzahl von Aufgaben müssen selbst erledigt werden: Rechnungen schreiben, Ware nachbestellen, Angebote erstellen, Vorsteuer abführen, neue Aufträge akquirieren, Marketingmaßnahmen, wie die Homepage und Social Media Marketing aktuell halten. Wichtig ist, das Büro gut zu organisieren, damit nicht noch das Wochenende geopfert werden muss. Gute externe Dienstleister können hier entlasten.
Auch müssen Soloselbstständigkeit unbedingt darauf achten, nicht in die Falle der Scheinselbstständigkeit zu geraten. Hier ist es besonders wichtig, sich über das Thema zu informieren.
Welche besonderen Risiken betreffen Soloselbständige?
- Betriebsunterbrechung durch Krankheit: Da es ja keine Mitarbeiter gibt, gibt es auch keine Vertretung. Eventuell sind befreundete Unternehmen dazu bereit, Aufträge auszuführen. Hierzu sollten unbedingt die Versicherungen geprüft werden.
- Betriebsunterbrechung bei Frauen durch Schwangerschaft. Auch hier sollte man sich über Leistungen und Unterstützungen für diese Lebensphase erkundigen.
- Auch sollte überprüft werden, ob die Altersvorsorge ausreichend ist. Die Deutsche Rentenversicherung bietet hierfür eine gute Übersicht.
Gibt es Förderungen für Solo-Selbständige?
Das ESF Plus-Förderprogramm "KOMPASS - Kompakte Hilfe für Solo-Selbstständige" des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales unterstützt die Weiterbildung und wird bis zum Ende der aktuellen ESF Plus-Förderperiode verlängert.
Die KOMPASS-Anlaufstellen können somit noch bis zum 29. Februar 2028 sogenannte Qualifizierungsschecks für Solo-Selbstständige ausstellen - und damit fast zwei Jahre länger als ursprünglich geplant. Ein Qualifizierungsscheck ermöglicht die Erstattung von bis zu 90 Prozent der Kosten einer Weiterbildung (maximal 4.500 Euro).
Weitere Informationen finden Sie hier.
Welches Beratungs- und Informationsangebot richtet sich speziell an die Einzelkämpfer im Handwerk?
Im Bereich der Gründungsberatung informieren wir in kostenfreien Beratungen über alle rechtlichen und betriebswirtschaftlichen Themen einer Gründung.
- Persönliche, fachliche und handwerksrechtliche Voraussetzungen der Gründung
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Bei einem etablierten Betrieb geht das Beratungsspektrum von der Betriebsanalyse, über die Umwelt- und Technologieberatung bis hin zur Marketingberatung.
Bei der Suche nach einem Nachfolger für den Betrieb ist es besonders wichtig, früh anzufangen, da es ja keine Mitarbeiter gibt, die den Betrieb übernehmen könnten. Wir bieten hierzu auch Hilfen an über die Unternehmensbörse nexxt-change.org.
Die Ansprechpartner für die jeweiligen Themen finden Sie hier.