
Wissens-ABC
Warum man bei einem Businessplan nicht an Zeit, Mühe und Details sparen sollte – Handwerkskammern beraten
Er ist weder Wunschzettel noch betriebswissenschaftliche Abschlussarbeit, sondern das, was eine Geschäftsidee zum Geschäftserfolg werden lässt: der Businessplan. Mit ihm bewerben sich Existenzgründer bei potenziellen Geldgebern und erfahrene Unternehmer nutzen ihn als zentrales Führungsinstrument. Deshalb muss er vor allem eines bieten: Eine klare Vorstellung, wohin die Reise gehen soll – und wie man dieses Ziel erreicht.
Traumpfade statt detaillierter Straßenkarten hat Walter Schulz schon etliche vor Augen gehabt. Als betriebswirtschaftlicher Berater der Handwerkskammer Konstanz gehen jährlich Dutzende von Businessplänen durch seine Hände, mal wenn es um ein Gutachten für einen Neustart geht, mal bei geplanten Investitionen. Und nicht immer entsprechen die Papiere dem, was man sich unter einem konkreten Fahrplan für das (meist teure) Vorhaben vorstellt. „Oft sind die Angaben zwar auf den ersten Blick vollständig, aber vollkommen blutleer“, sagt der Diplom-Betriebswirt (FH). „Wer sich auf ein bloßes Abarbeiten der Minimal-Vorgaben beschränkt und hofft, damit einen kritischen Banker überzeugen zu können, wird heutzutage keinen Erfolg haben“, so seine Erfahrung.
Doch selbst wenn man damit durchkommt, vergibt man eine Chance für später: „Der Businessplan kann auch firmenintern und persönlich als Maßstab für den Erfolg des Unternehmens herangezogen werden“, sagt Walter Schulz. Natürlich nicht im Sinne einer Planwirtschaft, sondern als flexibles Überblicksinstrument, das dabei hilft, Bilanz über die bisherige Entwicklung zu ziehen, Engpässe frühzeitig zu erkennen und immer wieder die eigenen Ideen und Ziele zu hinterfragen. Wer hier Zeit und Mühe investiert und möglichst auch externe Expertise hinzuzieht, hat also schon so gut wie gewonnen.
Was aber gehört in einen überzeugenden Businessplan hinein? „Da gibt es keine festen Vorgaben. Je nach Ausrichtung und Struktur der Unternehmung muss man variieren“, sagt Betriebsberater Walter Schulz. Aber ein paar Kapitel sind einfach unverzichtbar. Hier die wichtigsten:
Kapitel eins: Das Vorhaben
Was haben Sie vor? Was ist der Anlass dafür? Was sind die Produkte, Dienstleistungen oder Besonderheiten, mit denen Sie auf den Markt wollen? Und wie schätzen Sie die Zukunftsaussichten dafür ein, wie die Chancen und Risiken bei der Realisierung? Das will der interessierte Leser natürlich an allererster Stelle erfahren. Dafür muss man noch nicht in die Details gehen. Eine kurze, aber präzise Darstellung genügt.
Kapitel zwei: Der Gründer
Das schönste Vorhaben ist Makulatur, wenn es nicht in die richtigen Hände gerät. Deshalb sollten Sie an dieser Stelle zeigen, dass Sie der richtige Mann / die richtige Frau für diese Aufgabe sind. Ein Lebenslauf gibt dafür erste Hinweise. Damit Ihr berufliches Profil deutlich wird, sollten Sie die persönlichen Daten aber erläutern. Zum Beispiel durch konkrete Angaben zu Personalverantwortung oder Budgets, mit denen Sie betraut waren. Und wenn Sie dann noch mit ihrer Motivation begeistern können, dürften Sie einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen.
Kapitel drei: Das Programm
Hier beschreiben Sie Ihr Leistungsspektrum und das, was Sie von Ihren Mitbewerbern abhebt – seien es Ihre besonderen Qualitäten als Dienstleister oder die Einzigartigkeit ihrer Produkte.
Kapitel vier: Der Markt und das Marketing
Nur wer sein Umfeld kennt, kann sich sicher darin bewegen. Eine Marktanalyse und Angaben zur Wettbewerbssituation gehören also genauso in den Businessplan wie eine möglichst detaillierte Beschreibung, wer Ihre Kunden sind, wo Sie ihnen begegnen und wie Sie Kontakt zu ihnen bekommen und halten. Auch hier gilt: Nennen Sie Ross und Reiter – also auch, über welche Kanäle Sie ihre Botschaft in die Welt bringen wollen.
Kapitel fünf: Die Ausstattung
Was und wen brauchen Sie, damit Ihre Idee Gestalt annehmen kann? Beschreiben Sie den Investitionsbedarf von den Geschäftsräumen bis zu den Warenbeständen sowie den Personalbedarf, möglichst mit genaueren Angaben zu Qualifikationen und Aufgabenbereichen. Dabei nicht den Blick in die Zukunft vergessen: Wie gehen Sie mit saisonalen oder konjunkturellen Spitzen um? Wie wollen Sie für Nachwuchskräfte sorgen?
Kapitel sechs: Das Wirtschaften
Jetzt müssen die Zahlen sprechen, angefangen vom Kapitalbedarf über den Finanzierungsplan bis hin zum geplanten Umsatz und Ergebnis und einer Liquiditätsübersicht für die ersten Monate. Besonders überzeugend ist es, mit einer Planbilanz aufwarten zu können. Denn die erlaubt die Gesamtschau und rückt damit die Unternehmensziele nochmals in den Mittelpunkt.
Kapitel sieben: Der Notfallplan
Heute schon an morgen denken sollte jeder Unternehmer – und das möglichst von Anfang an. Nutzen Sie also den Businessplan auch, um folgende Fragen zu klären: Wie sind Sie persönlich versichert? Wo sind Ihre wichtigsten Geschäftsdokumente abgelegt und die Prozesse aufgeführt? Und auch die Frage, wie Sie das Knowhow Ihres Unternehmens schützen können, wird heutzutage immer wichtiger.
Kapitel acht: Die Zeit
Wann starten Sie durch? Auch das sollten Sie in Ihrem Businessplan klar festlegen. Halten Sie vom Finanzierungsantrag bis zum Arbeitsbeginn die wichtigsten Meilensteine für Ihr Vorhaben fest.
Eines sollten Sie in Ihrem Zeitplan allerdings noch beachten: Bevor es beim Bankgespräch richtig ernst wird, sollten Sie das Gespräch mit Fachleuten suchen. „Ihren Steuerberater haben die meisten wohl ohnehin mit an Bord. Aber manchmal hilft auch ein weiterer Blick von außen“, sagt Walter Schulz von der Handwerkskammer Konstanz. Viele Handwerkskammern bieten gerade für Existenzgründer einen umfassenden, unabhängigen und kostenfreien Service an und beraten bei Workshops und im Einzelgespräch auch zum Thema Businessplan. „Je früher man uns ins Boot holt, desto besser“, so Walter Schulz. Denn wenn es beim Start schon holpert, könnte auch das Ziel in weiter Ferne verschwinden.
Muriel Claus, Handwerkskammer Konstanz, 02.10.2014