Erfolgreiche Übergabe eines Lebenswerks – mit Herz und Farbe
Wissens-ABC
Wenn Hubert Falk über seine Arbeit spricht, leuchten seine Augen – auch mit 76 Jahren. Mehr als fünf Jahrzehnte lang hat der Maler- und Lackierermeister Farbe in das Leben vieler Menschen gebracht. Nach einem erfüllten Berufsleben, zahlreichen Erfolgen und einer großen Portion Leiden schaft hat er seinen Betrieb nun in neue Hände gelegt.
Die Liebe zum Handwerk begleitete ihn von Anfang an. Nach seiner Ausbildung zum Maler und Lackierer arbeitete er im väterlichen Autolackierbetrieb und legte 1974 an der Badischen Maler- und Lackiererfachschule in Lahr seine Meisterprüfung ab.
Nach dem Unfalltod seines Vaters im Jahr 1978 führte er den Lackierbetrieb – mit stetig wachsender Mitarbeiterzahl – bis Ende 2024 weiter; einen Betrieb, den er über all die Jahre hinweg mit großem Einsatz, Fachwissen und Gespür für Qualität leitete. Als Mitte der 1990er-Jahre die Anfragen nach In dustrielackierungen zunahmen, verlagerte er den seit 1966 bestehenden Autobereich in einen freien Lackierbetrieb in der Nähe. Der bisherige Stammbetrieb wurde speziell für Industrielackierungen umgebaut, um auch Schichtarbeit zu ermöglichen.
Mit seiner kreativen Handschrift unterstützte er seine Kundschaft dabei, neue Marktnischen zu erschließen und dadurch Neukunden zu gewinnen. Auch in der Möbelbranche war er Ansprechpartner für zahlreiche Möbelunikate in edlen Boutiquen und Parfümerien – nicht nur in der Region, sondern auch überregional und international – und machte sich dabei einen Namen als zuverlässiger Handwerker mit hohem Qualitätsanspruch. Darüber hinaus meldete er 2009 bei renommierten Sanitärherstellern, die er seit über 20 Jahren als einziger Lackbeschichter im Nasslackierbereich belieferte, zwei Patente für spezielle Lackaufbauten an. Diese Patente ermöglichten es den Sanitärbetrieben ab diesem Zeitpunkt, Farbe ins Bad zu bringen. Der Lackierbetrieb Hubert Falk war 1998 der erste Nasslackierbetrieb im Umweltschutzbereich in Deutschland, der mit dem Öko-Audit validiert und drei Jahre später nach DIN ISO 14001 zertifiziert wurde.
„Wann und wie kam der Entschluss, Ihren Betrieb zu übergeben?“
„Irgendwann muss man ehrlich zu sich selbst sein“, sagt Falk. „Mit 76 Jahren und den gesundheitlichen Einschränkungen war klar, dass ich den Betrieb nicht ewig weiterführen kann. Mir war wichtig, dass die Nachfolge rechtzeitig geregelt wird.“
„Was war Ihnen bei der Auswahl des Nachfolgers besonders wichtig?“
„Ich wollte jemanden finden, der den Betrieb mit Herzblut weiterführt, so wie ich es getan habe – zuverlässig, bodenständig und mit Verantwortungsbewusstsein. Besonders wichtig war mir, dass meine Mitarbeitenden und Kunden in guten Händen sind. Jemand, der selbst Familie hat, weiß, was Verantwortung bedeutet.“
„Wie haben Sie die Übergabe vorbereitet?“
„Ich habe den Betrieb zeitnah bewerten lassen und über die Betriebsbörse der Handwerkskammer Freiburg Inserate geschaltet. So kam ich mit passenden Interessenten in Kontakt. Als sich dann ein ernsthafter Nachfolger gefunden hatte, wusste ich, dass ich auf dem richtigen Weg bin.“
„Was waren die größten Herausforderungen im Nachfolgeprozess?“
„Das Loslassen – ganz klar“, gibt Falk zu. „Wenn man sein Lebenswerk aufbaut, steckt da so viel Herzblut drin. Es war nicht leicht, die Verantwortung abzugeben und sich Schritt für Schritt zurückzuziehen. Auch die vielen organisatorischen Details darf man nicht unterschätzen.“
„Welche Unterstützung haben Sie in Anspruch genommen?“
„Ich hatte große Unterstützung von meiner Familie – meine Frau, meine beiden Söhne und meine zwei Brüder standen voll hinter mir. Außerdem hat mich die Handwerkskammer Freiburg sehr gut begleitet, vor allem bei den bürokratischen Themen.“
„Was war der schönste Moment in der Übergabephase?“
„Der Moment, als die Übergabe endgültig abgeschlossen war. Nach all den Vorbereitungen, Gesprächen und Entscheidungen fiel eine große Last von mir ab. Ich wusste, dass ich mein Lebenswerk in geordnete Bahnen übergeben konnte – auch wenn natürlich nicht alles reibungslos verlaufen ist.“
„Wie fühlen Sie sich heute, nachdem die Nachfolge abgeschlossen ist?“
„Erleichtert und dankbar. Natürlich ist nicht alles ganz so gelaufen, wie ich es mir vorgestellt hatte, aber das gehört dazu. Wichtig ist, dass der Betrieb weiterbesteht und die Arbeit, die ich über Jahrzehnte aufgebaut habe, fortgeführt wird.“
„Was möchten Sie anderen Handwerksbetrieben mitgeben, die vor einer Übergabe stehen?“
„Fangen Sie frühzeitig an! Man sollte sich genug Zeit nehmen, alles sorgfältig zu planen und gemeinsam mit allen Beteiligten offen zu besprechen. Wichtig ist auch, jede Vereinbarung schriftlich festzuhalten und gut zu dokumentieren. Und: Lassen Sie sich nicht unter Druck setzen – eine gute Nachfolge braucht Ruhe, Vertrauen und klare Absprachen.“
Heute genießt Hubert Falk seinen wohlverdienten Ruhestand – ganz losgelassen hat er das Handwerk aber nicht. Er bleibt seiner Leidenschaft treu und arbeitet weiterhin kreativ im Bereich Lackierung und Airbrush. Außerdem widmet er sich intensiv der Musik, trifft sich regelmäßig mit Freunden zum Musizieren und genießt die Zeit mit seiner Familie. „Ich bin dankbar, dass ich jetzt das machen kann, was mir Freude bereitet – ganz ohne Zeitdruck, einfach aus Leidenschaft.