
Risikomanagement im Handwerk
Wissens-ABC
Warum ist Risikomanagement im Handwerk wichtig?
Handwerksbetriebe arbeiten täglich unter besonderen Bedingungen: Termindruck, Materialengpässe, Maschinen, die gewartet werden müssen und die Verantwortung für Mitarbeiter und Kunden.
Ein einziges unvorhergesehenes Ereignis – etwa ein Unfall auf der Baustelle, eine Überschwemmung in der Werkstatt, ein Sturmschaden am Firmengebäude, der Ausfall des Chefs / der Chefin oder ein großer Zahlungsausfall bei einem Kunden – kann den Betrieb erheblich belasten oder sogar gefährden.
Risikomanagement hilft, solche unternehmerischen Gefahren frühzeitig zu erkennen und gezielt vorzubeugen.
Es geht nicht um Bürokratie, sondern um Sicherheit, Stabilität und langfristigen Erfolg des eigenen Handwerksbetriebs.
Was bringt mir Risikomanagement konkret?
- Früherkennung – Probleme rechtzeitig sehen, bevor sie teuer werden.
- Unfallvermeidung – Mitarbeiterschutz und Betriebssicherheit erhöhen.
- Finanzielle Absicherung – Liquidität und Projekte besser steuern.
- Kundenzufriedenheit – verlässliche Abläufe schaffen Vertrauen.
- Schutz vor Umweltrisiken – Schäden durch Überschwemmung, Brand oder Sturm vorbeugen oder absichern.
- Betriebssicherung bei Ausfall des Chefs / der Chefin – klare Vertretungs- und Notfallpläne sichern die Handlungsfähigkeit.
- Schutz vor Zahlungsausfällen – Bonitätsprüfungen, Abschlagszahlungen und Forderungsmanagement sichern die Liquidität.
Beispiele aus der Handwerkspraxis:
- Dachdeckerbetrieb: prüft regelmäßig Lieferfähigkeit der Händler → keine bösen Überraschungen auf der Baustelle.
- Schreinerei: führt Gefährdungsbeurteilungen für Maschinen durch → Unfälle werden verhindert.
- Elektroinstallateur: plant Puffer bei Großprojekten ein → vermeidet Vertragsstrafen.
- Metallbau-Betrieb: erstellt Notfallplan für Brand- und Sturmschäden → schnelle Reaktion statt Betriebsstillstand.
- Kfz-Werkstatt: regelt, wer Angebote unterschreiben darf, falls der Inhaber erkrankt → Betrieb läuft weiter.
- Bauhandwerksbetrieb: vereinbart Abschlagszahlungen und prüft die Bonität von Auftraggebern → schützt sich vor Zahlungsausfällen.
Gibt es Vorschriften, die Risikomanagement notwendig machen?
Ja, Handwerksbetriebe sind durch verschiedene Vorschriften verpflichtet, Risiken im Blick zu haben:
- Betriebssicherheitsverordnung (BetrSichV): Gefährdungsbeurteilungen für Maschinen und Arbeitsmittel.
- Unfallverhütungsvorschriften (DGUV): verpflichtende Arbeitsschutzmaßnahmen.
- Handels- und Insolvenzrecht: rechtzeitige Erkennung wirtschaftlicher Risiken (§ 18 InsO – drohende Zahlungsunfähigkeit).
- Lieferkettengesetz (LkSG): betrifft zwar größere Betriebe direkt, wirkt aber auch auf Handwerker als Zulieferer.
- Brandschutz- und Bauvorschriften: verpflichten Betriebe zu präventiven Maßnahmen gegen Brand- und Umweltschäden.
- Nachfolgeregelung / Vertretungspflichten: Auftraggeber und Banken erwarten oft klare Notfallpläne bei Ausfall des Chefs / der Chefin.
- Normen wie ISO 31000: freiwillig, aber internationaler Standard für systematisches Risikomanagement.
Kurz gesagt: Auch kleine Betriebe müssen dokumentieren, wie sie Sicherheit, Umwelt- und Naturgefahren, Zahlungsausfälle und den Ausfall des Inhabers / der Inhaberin im Griff haben.
Was habe ich davon – speziell als Handwerksbetrieb?
Mit Risikomanagement sichen Sie sich:
- Mehr Sicherheit – für Mitarbeiter, Kunden und den Betrieb.
- Bessere Planung – Zeit, Material und Finanzen im Griff behalten.
- Schutz vor Umweltrisiken – Versicherungsschutz nutzen und präventiv handeln bei Überschwemmung, Brand oder Sturm.
- Betriebssicherung bei Inhaberausfall – klare Vertretungsregelungen verhindern Stillstand.
- Liquiditätsschutz – Forderungsmanagement und Bonitätsprüfungen verhindern Zahlungsausfälle.
- Wettbewerbsvorteil – professionelles Auftreten stärkt Vertrauen.
- Zukunftsfähigkeit – Risiken werden zu Chancen für Innovation.
Praxisnahe Beispiele aus dem Handwerk
- Bau- und Ausbau: Malerbetrieb kalkuliert Schlechtwetter-Puffer → keine Strafen bei Verzug.
- Metall- und Holz: Zimmerei digitalisiert Wartungspläne → Maschinen fallen nicht überraschend aus.
- Elektro / SHK: Heizungsbauer prüft Bonität von Kunden → Zahlungsausfälle werden vermieden.
- Friseur / Kosmetik: Salon arbeitet nur mit geprüften Produkten → Gesundheit der Kunden gesichert.Naturgefahren: Kfz-Werkstatt lagert wichtige Geräte hochwassersicher und erstellt Evakuierungsplan → Betriebsausfälle durch Überschwemmung werden reduziert.
- Chef/Chefin-Ausfall: Malerbetrieb hinterlegt Vollmachten bei der Bank und benennt einen Stellvertreter → auch bei Krankheit des Chefs/der Chefin bleibt der Betrieb handlungsfähig.
- Zahlungsausfall: Ein Bauunternehmen arbeitet mit Abschlagsrechnungen und Bürgschaften → schützt sich gegen das Risiko insolventer Auftraggeber.
Fazit
Risikomanagement im Handwerk ist kein zusätzlicher Aufwand, sondern ein Werkzeug für Sicherheit, Stabilität und Vertrauen.
Es schützt nicht nur vor klassischen Gefahren wie Unfällen oder Materialengpässen, sondern auch vor Umweltrisiken wie Überschwemmung, Brand oder Sturm, vor dem plötzlichen Ausfall des Chefs / der Chefin und vor finanziellen Risiken durch Zahlungsausfälle.
Ob Ein-Mann/Frau-Betrieb oder mittelständischer Handwerksbetrieb: Wer Risiken kennt, kann sie steuern – und bleibt handlungsfähig, selbst wenn es schwierig wird.
Hier finden Sie weitere Beiträge zum Thema Risikomanagement und Absicherung.